Geschichte von Jena im Mittelalter - Stadttore, Häuser & Plätze

Die Stadtmauer verlief Ecke Schillerstr./Fürstengraben (Pulverturm - oben links), zur Ecke Fürstengraben/Der untere Löbdergraben (heutiger Lutherplatz, wo früher das Schloss stand und heute das Uni-Hauptgebäude das Stadtbild prägt) zur Ecke Der untere Löbdergraben/Löbdergraben (Roter Turm) zur Ecke Teichgraben/Schillerstr. (Anatomieturm).
Stadttore, Stadtbezirke und Vorstädte, Häuser, Plätze ...
Stadttore, Stadtbezirke und Vorstädte
Ä u ß e r e T o r e
Erfurter Tor Es markierte den Weg in Richtung Weimar. 1668 wurde es abgerissen und die gewonnenen Steine fanden beim Bau des Ballhauses erneuten Einsatz.Neutor Das Neutor stand am Ende der Neugasse nahe dem Paradies. Das überbaute Tor wurde von einem Feldhüter bewohnt und 1784 abgerissen, um es weiter nach außen zu rücken.
Zwischen beiden Toren befanden sich hinter dem Karmeliterkloster noch das Ziegeltor, das Engelgatter und das Kreuztor.
Das Brückentor stand einst am Ende des Steinweges nahe der Camsdorfer Brücke. Durch das Inselgatter konnte man zu den dortliegenden Gärten gelangen, später war es ein offener Ausgang.
Zwätzentor - früher auch Hammerstor genannt - war das Tor vor der Pforte. In ihm wohnte der sogenannte Flurschütze. Später wurde es abgebrochen. Amtsschreiber Schlichtegrull ließ vor diesem ehemaligen Tor ein Vorwerk errichten, welches Dr. Werner Rolfinck vollenden ließ. Bekannt war es unter den Namen Meistersches Gut.
I n n e r e S t a d t t o r e
Der Pulverturmist im 13./14. Jh. als runder Befestigungsturm aus mächtigen Kalksteinquadern mit kegelförmiger Spitze und zinnengekröntem Wehrgang erbaut worden. Er beherbergte das Verlies, das eine Tiefe von 6,50 Meter hatte.
Das Zwätzentor

Die Pforte vor dem Schloss oder die Zwätzener Pforte
befand sich im nördlichen Verlauf der Stadtbefestigung und fand erstmals 1446 eine Erwähnung.
Das Saaltor
am linken Arm der Saale, der sogenannten Mühllache gelegen, ist bereits 1354 im Copialbuch der Stadt Jena erwähnt worden. Auch dieses Stadttor hatte einen Turm, der aber 1670 teilweise abgerissen, überbaut und zur Errichtung von Wohnraum genutzt wurde.
Der Rote Turm
ist der südöstliche Eckturm der Stadtbefestigung. Das Untergeschoss ist von 1430 auf das 1865 ein viergeschossiger Backsteinaufbau aufgesetzt wurde, der während Sanierungsarbeiten im August 1995 einstürzte und wieder neu im alten Stil errichtet wurde.
Das Löbdertor

Der Anatomieturm
ist der Rest des südwestlichen Eckturms der ehemaligen Stadtbefestigung. Er entstand im 13. Jahrhundert und erhielt im 18. Jahrhundert einen achtseitigen Aufbau mit hohen Fenstern und Zeltdach. Zwischen 1750 und 1860 befand sich im Aufbau der anatomische Hörsaal. 1860 wurde der Hörsaal abgebrochen - seitdem ist der Turm Ruine. Ein Bild über das einstige Aussehen des Anatomieturmes und des Collegium Jenense ist unter dem Thema «Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität» zu sehen.
Das Johannistor
war früher ein doppeltes Tor und wurde erstmals 1305 urkundlich erwähnt. Als einziges Stadttor besitzt es einen fünfgeschossigen Turm mit Wehrgang und hat eine Höhe von 38 Metern. Interessant sind die angebrachten Verzierungen von Wasserspeiern in Gestalt von Affen.
Über dem Tor des Johannistores befindet sich der balkonähnliche Ausguck für den Turmwächter, der sogenannte Käsekorb.
1430 - zur Zeit des Vordringens der Hussiten - ist die Stadt voll verteidigungsfähig. Um 1300 begannen die Arbeiten zur Befestigung der Stadt mit einer Stadtmauer. Auf einer Länge von 1800 Meter wurden 30.000 Kubikmeter Steine verbaut.
S t a d t b e z i r k e u n d V o r s t ä d t e
Jena war im Jahr 1835 in sechs Bezirke eingeteilt, wovon die ersten drei (A - C) innerhalb der ehemaligen Stadtmauer lagen, die anderen drei hingegen die Vorstädte einteilte. In alten Urkunden und im sogenannten Geschoßbuch der Stadt von 1406 waren sie als Dörfer aufgeführt, die alle eigene Namen besaßen.Die Vorstadt vor dem Johannistor - war der D-Bezirk - hieß Scheczczilsdorf und weiter im Mühltal lag Krotendorf, deshalb der Berg gleichen Namens und die Krotenmühle. Dieser Bezirk soll vordem auch einmal als Schweizervorstadt bezeichnet worden sein. Zu diesem Areal, der sich bis zur Löbdervorstadt erstreckt hat, gehörte der Heinrichsberg, der Gottesacker, die Wagner-, Bach- und Krautgasse.
Das Dorf Zwifelbach oder Zweifelbach lag vor dem Löbdertor - dem E-Bezirk. Nach o. g. Geschoßbuch der Stadt Jena hatte Zweifelbach eine Nuwen-, Mergkils-, Voitis- und eine Grechegasse. Aber unmittelbar in dieser Vorstadt vor dem Löbdertor befand sich, der geräumig angelegte Holzmarkt, die Neugasse und rechter Hand davon der Engelsplatz, von dem eine einbogige Brücke über die Leutra nach Lichtenhain führte, links die Grietgasse, die in das Paradies führte, welches im Jahre 1780 von Bürgermeister und Kommerzienrat Paulsen an der Saale angelegt wurde.
Wie aus dem Geschoßbuch von Jena aus dem Jahre 1406 hervorgeht, erstreckte sich auf einer Insel - der sogenannten Insel, Landveste und Auf dem Sande - vor dem Saaltor im F-Bezirk zwischen dem linken Seitenarm der Mühllache und den rechten Hauptarm der Saale das Dorf Hodelsdorf, das in Urkunden auch als Schodelsdorf bezeichnet wird. Über den linken Saalearm - der Lache - führt die 1523 erbaute Lachenbrücke.
Vor dem Schloß- bzw. der Zwätzenpforte liegt die Zwätzener Vorstadt, die zum F-Bezirk gehört, auch als Nonnendorf bezeichnet wird. Die Zwätzengasse, Schmiedegasse, Ballhaus und Fürstenkeller liegen im F-Bezirk, hingegen der Botanische Garten und die Tierarzneischule zum D-Bezirk zugehörig sind.
Öffentliche Plätze, Häuser, Gärten und weitere Anlagen
Der Marktplatz
Der Eichplatz

Das Rathaus

Die Schloßgebäude
Auf dem Areal, auf dem heute das 1908 erbaute Universitätshauptgebäude steht, stand einst das Jenaer Schloß, dem ebenfalls ein früherer Schloßkomplex weichen mußte.
Hier aber nun die ausführliche Bautätigkeit am Jenaer Schloß:
Im ältesten Schloße heiratete Herzog Wilhelm der Tapfere 1446 Anna, die Tochter des Kaisers bei einem sogenannten Beilager - gleich eine frühere Hochzeit hoher Personen, die mit prachtvollen und öffentlichen Feierlichkeiten verbunden war. Da dieses Schloß alt und baufällig war, wurde es 1471 abgerissen und neu aufgebaut, wie eine Inschrift im Grundstein belegte. Dieses sogenannte Wilhelmer Schloß ließ wiederum Herzog Johann Ernst 1620 teilweise neu errichten. Bei der Bauausführung verwendete man aber schwache Träger und Balken, weshalb Herzog Wilhelm IV. 1659 diesen Gebäudeteil wie auch das stehengebliebene alte Schloß durch ein massives neues Schloßgebäude ersetzen ließ.
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Das Amtshaus,
lag südlich des Schlosses. Herzog Johann Ernst der Jüngere ließ es im Jahre 1620 erbauen. Im Erdgeschoss war das Justizamt untergebracht.
Das Reithaus mit Reitbahn,
lag im Osten des Amtshauses. Im Auftrage des Herzogs Bernhard von Jena ist es 1660 erbaut worden. Das obere Stockwerk nutzte zu einem Teil das Consistorium für seine Sitzungen und die andere Häfte diente als Hörsaal der Anatomie. Später wurden hier die Präparate des anatomischen Kabinetts aufbewahrt. Die Stallungen lagen zwischen Amtshaus und Reithaus, über denen sich die Herrschaftlichen Fruchtböden befanden. Nahe dem Schloßtor stand noch ein weiteres, in welchem im Erdgeschoß das Archiv des Justizamts untergebracht war. In der darüber liegenden Etage fand der Gottesdienst der katholischen Gemeinde statt, ehe sie 1820 die alte Johanniskirche - auf dem Gottesacker befindlich - für ihre Nutzung erhielt.
Das an das Reithaus südlich angrenzende Gebäude wurde 1664 vom Baumeister Moritz Richter auf eigene Kosten erbaut. Herzog Bernhard kaufte es 1667 für die Kanzlei und Wohnung des jeweiligen Präsidenten. Im Anschluss wohnte bis zu ihrem Tod im Jahre 1701 die verwitwete Herzogin Johannette zu Eisenach hier. Nach dem Erwerb des Gebäudes durch Reitmeister Hochhausen wurde es mit Hof- und Nebengebäuden erweitert. Der Gebäudekomplex wechselte anschließend mehrfach den Besitzer, bevor der Theologe Johann Jacob Griesbach ihn erwarb und seine Frau sich hier mit einem ausgewählten Kreis von Freunden traf. Im geräumigen Haus wohnten auch schutzlose Waisen und Witwen. Es diente auch Friedrich Schiller als Wohnstätte in den ersten Jahren seines Jenaer Aufenthalts.
Der Fürstenkeller,
heute unterhalb der ThULB - am Fürstengraben gelegen - ist im Auftrage von Kurfürsten Johann Friedrich zu Sachsen in den Jahren 1534 bis 1537 erbaut worden. Nach seiner Gefangenschaft am 25. Septemer 1552 soll er hier - andere Quellen berichten im Schwarzen Bären - abgestiegen sein. Im Vordergebäude, welches 1673 instand gesetzt wurde und 1710 nochmals eine Erneuerung erhielt, war die Wohnung des Justiz- und Rentamtmanns. Der eigentliche Fürstenkeller befand sich im Hintergebäude - zu Ostern des Jahres 1668 erhielt er Schankerlaubnis für Bier und Wein. Noch weiter nördlich hinter letztgenannten Haus stand der massiv gebaute, feuerfeste Bau des Kornhauses - auch als Baukammer bezeichnet. Alle drei Gebäude waren mit solch geräumigen Gewölben unterkellert, dass ein Fuhrmann mit 4 Pferden hinein, wenden und wieder herausfahren konnte.
Botanischer Garten
Der Botanische Garten bestand einst aus zwei Gärten. Von den Herzogen Friedrich Wilhelm und Johannes zu Sachsen wurde der untere Teil - heute Ecke Fürstengraben/Bibliotheksplatz - am 1. Juni 1576 für 200 fl. (fl. = Gulden) von dem Bürger Hans Blesing gekauft. Im Jahre 1608 erwarb Herzog Wilhelm III. von Dr. Andreas Ellinger dem Jüngeren den Teil am Heinrichsberg. Paul Marquard Schlegel (1605 - 1653) - in Hamburg geboren - war der botanische Garten am Collegienhof einfach zu klein, weshalb die Akademie vom Herzog Wilhelm IV. im März 1640 einen botanischen Garten geschenkt bekam. Das Areal des heutigen Botanischen Gartens war zu damaliger Zeit von Gesträuch und Gras beherrschtes Ödland, aber binnen einer Jahresfrist in einem schönen Garten umgewandelt worden. 1663 forderte Herzog Bernhard zu Sachsen-Jena den Garten für die Hofhaltung zurück und ließ ihn zu einem Lustgarten umgestalten. Im Jahre 1676 wurde der Garten durch das Gebiet der Rennbahn - einer sogenannten Lehmgrube - noch vergrö,ßert. Mit dem Erlöschen der Jenaer Herzogslinie (ernestinische Linie der Wettiner) 1690 mit dem Tode von Herzog Johann Wilhelm vor Erreichen seiner Volljährigkeit und den Wegzug der Eisenacher Fürsten im Jahre 1698 wurde der Fürstengarten ein gewöhnliches Gartenland, welches 1794 Professor Batsch übergeben wurde und ein Gewächshaus erhielt. Der nördliche Teil war zu dieser Zeit in Privatbesitz übergegangen.
Prinzessinnengarten

Der Rosenkeller, die Rose - heute: Zur Rosen
war früher ein Backhaus des Brückenmüllers Just Rosenhain und seines Sohnes, auch ein Bäcker, namens Wolf Rosenhain, die es der Universität verkauften. Sie bekam es allerdings erst am 9. August 1561 vom Herzog Wilhelm von Sachsen übergeben. Den Namen des Gewölbes ist im Wappen mit Rosenkranz links neben der Eingangstür festgehalten worden. 1570 erhielt der Keller die Erlaubnis Bier und Wein zoll- und accisefrei ausschenken zu dürfen. Professor J. Schröter setzte sich bei den sogenannten vormundlichen Höfen dafür ein 300 Gulden und 250 Kienbäume zu erhalten, um das Vorderhaus und die Hofgebäude errichten zu können. Das Hinterhaus im Zwinger erbaute man 1738. Im Jahre 1787 erteilten mehrere Professoren den Auftrag einen akademischen Konzertsaal mit Nebengebäuden zu errichten, in dem im selben Jahre das erste Konzert stattfand. Einen zweiten großen Saal mit Nebenzimmern errichtete man 1836.
Der Burgkeller

Das Weigelsche Haus

Camsdorfer Brücke

1912 wird die ehemalige Camsdorfer Brücke abgerissen und durch eine neue ersetzt. Bereits im November 1913 konnte der Brückenneubau eingeweiht werden.

Etwa in der Mitte der Saalstraße stößt man auf einen kleinen Platz, dem sogenannten Breiten Stein. Hier ist einer der wenigen Jenaer Brunnen zu sehen - der Löwenbrunnen. Wenn man sich umschaut, so fallen einen einige Fassaden der umstehenden Häuser auf. Bei der Neugestaltung der Saalstraße zwischen 1988/90 wurde an der Ecke Oberlauengasse / Mühlgasse ein Gebäude neuerrichtet. Für die Gestaltung der Fassade verwendete man, die des unter Denkmalschutz stehenden, aber wegen des Turmbaues abgerissenen Honigmannschen Hauses. Einige der Stuckornamente sind noch im Original vorhanden, andere mußten ersetzt werden.
Oberreichsches Haus

Trebitzsches Haus

Platanenhaus

Griesbachsches Vorlesungsgebäude
Mit dem Griesbachschen Haus ist nicht das Griesbachsche Gartenhaus oder das Prinzessinnenschlösschen neben dem Planetarium gemeint. Ende des 17. Jahrhunderts erbaute man für die letzte Jenaer Herzogin das neben dem Vorlesungsgebäude am Löbdergraben einst stehende stattliche Bürgerhaus. Es hatte seinen Eingang von der Schlossgasse her und diente später dem Geheimen Kirchenrat Johann Jakob Griesbach als Wohnhaus. Zwischen 1795 und 1799 wohnte Friedrich Schiller mit seiner Familie in den oberen Stockwerken. In den daneben stehenden Hörsaal hielt Schiller seine am 26. Mai 1789 berühmte Antrittsvorlesung als neuberufener Professor für Geschichte. Johannn Gottlieb Fichte folgte ebenso mit seiner ersten Vorlesung in diesem Gebäude. Im Jahre 1826 gründete Friedrich Gottlob Schulze das Landwirtschaftliche Institut hier und übernahm es später durch Erwerb zu seinem Eigentum. Das Griesbachsche Haus wurde am 9. Februar 1945 im Bombenhagel zerstört, nur das Vorlesungsgebäude überstand und ist heute im Besitz der Universität.
Gasthof "Grüne Tanne"

Gasthof "Roter Hirsch"

Schwarze Bär/Hotel "Schwarzer Bär"

Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen kehrte 1552, aus kaiserlicher Gefangenschaft kommend, im Gasthof ein - ebenso Johann Wolfgang von Goethe 1812 mit Christiane Vulpius und 1827 nochmals mit Eckermann. Im Gasthof logierten auch die

Gasthaus "Zur Noll"
Der Gasthof "Zur Noll" - Oberlauengasse 19 - ist ein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Bauwerk mit steinerner Wendeltreppe. Es gehörte einst der Fechtmeisterfamilie Kreußler bevor es 1865 unter den Namen "Nollendorfer Schankwirtschaft" Schrankgenehmigung erhielt.
Haus im Sack

Volkshaus

Als besonders erwähnenswerte Gebäude sind noch das Bachsteinsche Haus - im 2. Weltkrieg zerstört, das Hechtsche Haus - wurde wie das Honigmannsche wegen des Turmbaues des einstigen Unihochhauses, heute Jentower abgerissen, sowie das Weigelsche Haus, welches Weigel 1668 errichten ließ - aber aus straßenbaulichen Gründen 1898 weichen mußte - zu nennen.