Anfänge der Geschichte im mittleren Saaletal bei Jena

Schematische Darstellung der jeweils maximalen Gletschervorstöße der drei letzten Kaltzeiten im norddeutschen Tiefland:
rote Linie = Eisrandlage der Weichsel-Kaltzeit;
gelbe Linie = Eisrandlage der Saale-Kaltzeit;
blaue Linie = Eisrandlage der Elster-Kaltzeit
Jena liegt im "grünen Herzen Deutschlands" genauer im mittleren Saaletal in Thüringen.
Schon seit Jahrtausenden ist dieses Flusstal von Menschen bewohnt worden. Sie durchwanderten nach dem Rückgang der Gletscher aus den Eiszeiten1 in kleinen Gruppen das Saaletal, auch das Umland um Jena. Nachweislich gibt es Funde etwa vor 12.000 Jahren.
Nahe Jena - etwa 10 km südllich - ist die Wildpferdjägerstation Oelknitz aus dem Magdalénien2 zu nennen. Nur wenige Relikte sind aus der Mittelsteinzeit gefunden worden, so beispielsweise am Spielberg in Kunitz, einem Ort der etwa 6 km entfernt, im Norden von Jena liegt. Schon wesentlich mehr Zeugnisse menschlicher Kultur gibt es aus der Jungsteinzeit, so wurde beim Bau der Staumauer des Stausees bei Lehesten im Herbst 1979 zahlreiche steinzeitliche Relikte, wie Grabreste bzw. Grabanlagen, ebenso die Überreste eines Hauses aus der bandkeramischen Zeit gefunden, welche auf die Zeit vor etwa 3500 bis 2000 v. Chr. datiert werden konnten. Weitere Funde worden gemacht bei:
- Zöllnitz (Saale-Holzland-Kreis), Kiesgrube in der Sältzschje, spätbronzezeitliche Brandgräber und frühmittelalterliches Reihengräberfeld
- Jena-Löbstedt, Urnenfelderzeitliche Bestattungen
- Orlamünde (Saale-Holzland-Kreis), Sandgrube Klein, schnurkeramische Siedlung
- Jena-Lobeda, Johannisberg, bronzezeitlicher und frühmittelalterlicher Burgwall
- Dornburg (Saale-Holzland-Kreis), schnurkeramischer Grabhügel
Das Saaletal bei Jena nach Jesu Geburt
Aus der Zeit der Hermunduren fehlen bei Jena, aber zwischen Jena und Weimar - genauer bei Großromstedt fand man einen größeren Friedhof aus dieser Zeit. Das Reich der Thüringer entstand während der Periode der Völkerwanderung (zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert). Zwei Frauengräber aus dem 5. Jahrhundert sind Zeugnisse dafür. Bei Burgau sind Relikte einer wohlhabenden Frau aus der Zeit des Thüringerreiches entdeckt worden und bei Oßmannstedt fand man noch ein Skelett der Ostgoten. Auch der Einflussbereich des Hunnenkönig Attila gilt als gesichert. Die Franken unterwarfen 531 an der Unstrut das Reich der Thüringer.Die Thüringer waren eher zwischen Erfurt und Weimar verbreitet, bei Jena sind eher slawische Funde gemacht worden. Die Sorben beispielsweise drangen sogar über die Saale nach Westen vor und hinterließen in Ortsnamen ihre Einflüsse. Es ist jedoch nicht eindeutig geklärt, ob der Ortsname "Jena" Thüringer - bezogen auf das Thüringerreich - auf das altdeutsche Wort "jan = Reihe", seinen Ursprung hat oder von den Slawen stammt, selbst sogar der Kelten - auf das keltische Wort "gen = Mündung" - zurückzuführen ist. Weinanbau ist in der Umgebung von Jena erst im 12. Jahrhundert belegbar.
Im 9. Jahrhundert gab es im Jenaer Raum an einer Furt nachweislich eine Ansiedlung. Sie verband die Gebiete im Osten der Saale mit denen des Thüringer Beckens. In dem hessischen Kloster Hersfeld fand man die Bezeichnung "Jani" gleich neben der von "Luitdraha" (Leutra) - am gleichnamigen Flüsschen gelegen - in festgehaltenen Aufzeichnungen eines Registers. Jedoch archälologische Belege gibt es dafür nicht. Die als Jani bezeichnete Siedlung lag an einem in West-Ost-Richtung verlaufenden und sich mit dem in 10 Kilometer Entfernung vorbeiführenden Nord-Süd-Handelsweg kreuzte im Grenzgebiet zwischen Franken und Slawen. Handelsbeziehungen und kriegerische Auseinandersetzungen waren die Folge.
Die heidnischen Thüringer wurden von dem angelsächsischen Benidiktinermönch Bonifatius im 8. Jahrhundert - und von seinem Nachfolger Lullus - missioniert. Welche Kapellen und Kirchen aus dieser Zeit stammen, ist nicht bekannt.
Der älteste Nachweis von Kirchen um Jena stammt aus dem Jahre 976 und nennt die der Burg Kirchberg und die von Ziegenhain.
Im Jahre 968 teilte man das Land in Bistümer ein. Rechts und links der Saale entstanden die Bistümer Mainz und Zeitz, aus dem 1032 Naumburg wurde. Als der östliche Zweig der Karolinger ausstarb und nach kurzer Regierungszeit von Konrad I. - Regierungszeit dauerte von 911 bis 918 - wurde Herzog Heinrich von Sachsen 919 zum König aller Deutschen gekröhnt. Eins seiner maßgeblichen Verdienste war die Errichtung der Burgen, um die Einfälle der Awaren zu verhindern. 929 wurden die slawischen Stämme unterworfen.
In einer Urkunde von Otto I. - dem Sohn von Heinrich I. des Gründers der Burg Kirchberg im Jahre 937 - wird Kirchberg als kaiserliche Pfalz erwähnt. In dieser Funktion beherbergte sie Kaiser Otto II. 974 und nochmals 976, Otto III. im Jahre 1000 sowie Heinrich II. 1002 und 1009.
Zur Burgwardei - Schutz- und Lehnfunktionen für die umliegenden Gegend - wird Kirchberg durch Kaiser Konrad III. erhoben und ein Adliger aus Kapellendorf als Burggraf eingesetzt.
1133 wird die nördlich bei Kunitz gelegene Burg Gleißberg erstmals urkundlich erwähnt. Eigentümer war Kaiser Friedrich Barbarossa, der 1150 Burg, Berg und weitere thüringische Besitzungen in Reichslehen überführte. Im Norden von Jena gelegenen Dorf Zwätzen hatte sich für 600 Jahre lang der Deutsche Ritterorden ab 1221 niedergelassen.
Das Territorium um Jena erhält im 12. Jahrhundert - genauer zwischen 1140 und 1160 - besondere Aufmerksamkeit von den Stauferkaisern. Zum einen kommen das kaiserliche Ministerialengeschlecht der Herren von Jena, Kirchberg erhält die Burggrafschaft und Gleisberg wird zum Reichslehen, zum anderen erscheint das fränkische Geschlecht der Herren von Auhausen - den späteren Lobdeburgern. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die vorteilhafte Verkehrslage an einer Furt gewesen sein. So entstehen auch rechts und links der Saale kaiserliche Lehen. Im 13. und 14. Jahrhundert werden in Jena zudem eine Reihe von Klostern von den Lobdeburgern gegründet: das Dominikanerkloster (1286) und das Zisterzienser-Nonnenkloster (1301), das Kloster in Kapellendorf haben die Herren von Kirchberg gestiftet.
Ein weiterer Aspekt war das günstige milde Klima, das dem Weinanbau förderlich war. Die sich von Westen her über Thüringen ausbreitenden Reben erreichten das Saaletal im 11. Jahrhundert. In der näheren Umgebung von Jena ist der Weinanbau erst um 1185 belegbar.
Mit dem Wein entstanden verschiedene Handwerke, Handelstätigkeit setzte ein und Märkte wurden abgehalten. Dies führte zu einen sich entwickelten und immer größeren werdenden Gemeinwesen, das städtische Züge annahm, so dass die Herren der Lobdeburg im Jahre 1236 dem Ort das Stadtrecht erverliehen.
Der planmäße Grundriss Jenas sowie die erste Erwähnung von Bürgern ist im Jahre 1236 urkundlich festgehalten. Ob es noch frühere Unterlagen gibt, ist nicht bekannt.
Mit der Teilung des Geschlechts der Herren von Lobdeburg wurde die Stadt Jena in drei Stadtteile gegliedert, die je eine Herrschaftslinie bis 1300 verwaltete:
- das Nordwestviertel von der Linie Lobdeburg - Elsterberg,
- das Südwestviertel von der Linie Lobdeburg - Arnshaugk und
- das Ostviertel von der Linie Lobdeburg - Leuchtenburg.
1 = Die größte Vereisung herrschte etwa vor 200.000 Jahren, zu dieser Zeit dehnten sich die Gletscher bis ins Saaletal aus.
2 = Magdalénien ist eine archäologische Kulturstufe im jüngeren Abschnitt des Jungpaläolithikums - Abschnitt der jüngeren Altsteinzeit - in Mittel- und Westeuropa am Ende der Eiszeit. Sie folgt dem Aurignacien und Solutréen und ist die Spätphase des Jungpaläolithikums vor etwa 9.000 - 5.000 v. Chr.